Zum Neubeginn

Zum Neubeginn

Jahrelang habe ich viele meiner Beobachtungen und Gedanken zur Politik auf meinem Blog wjpatzelt.de sowie auf Facebook mit anderen geteilt. Das habe ich nun schon seit zwei Monaten nicht mehr getan. Inzwischen haben mich manche gefragt, was da los wäre.

Wenn ich das nur selbst so genau wüsste! Da spielt wohl vieles zusammen:

  • Als ich mich während meiner neun Monate als Gastprofessor in Budapest viel mit Ungarns Geschichte und Politik beschäftigte, schrumpfte so manche hysterische Debatte aus Deutschland ins für mich Unbeträchtliche. 
  • Als ich anfangs Juni nach Deutschland zurückkehrte, folgten bald längere Reisen in die Bretagne und nach Rumänien, woran sich jene Musikwoche anschloss, in der ich mein „zweites Leben“ als Chorleiter führe (siehe etwa https://www.facebook.com/100000562307260/posts/pfbid02Rx9BKVL6gPwwmzK4Z5dWcfigYyjSjfstru33Z2chRb4MsQt99SicZWmcc44wrqUil/?d=n). Da war mir jedenfalls anderes wichtiger als das Kommentieren von Politik.
  • Es macht mir zwar große Freude, mit und vor anderen über Politik zu sprechen, und gerne begebe ich mich auch in Diskussionen. Doch ich merkte seit langem, dass redlicher Diskussionswille seitens von vielen Nutzerinnen und Nutzern meiner Facebook-Seite von dort tätigen Trollen erstickt wurde. Die hatten es anscheinend zum Teil ihrer Alltagsroutine gemacht, zu meinen Texten reinen Unsinn abzusondern. Das weckte mir Zweifel, ob Autorenaufwand und Lesernutzen überhaupt noch in einem sinnvollen Verhältnis stünden.
  • Mich motivierte zum Schreiben immer wieder die Empfindung, angesichts von Fehlentwicklungen – etwa beim inneren Zusammenhalt in unserem Land, beim Populismus und beim Umgang mit ihm, bei der Rolle von Vernunft in politischen Debatten … – wäre es eine von mir zu erfüllende öffentliche Aufgabe, Falsches zu kritisieren und Richtiges zu empfehlen. Dabei störte es mich nur wenig, dass solche Kommentare fruchtlos blieben. Die Wirklichkeit würde ohnehin in absehbarer Zeit erweisen, wie recht ich mit meinen Warnungen und Mahnungen gehabt hätte; und also erschien es mir als besonders wichtig, schon im Vorhinein darzulegen, was im Nachhinein auch ein politisch Blinder mitbekommt. Doch nun, da sich wirklich vieles von dem einstellt, was ich für den Fall eines törichten „Weiter so“ vorhersagte, entfällt genau dieser Reiz. Dann wirkt es nämlich leicht wie nachträgliche Rechthaberei, wenn man das tatsächliche Eintreten dessen dokumentiert, wovor man einst vergeblich, gar vor einem empörten Publikum gewarnt hat.

Doch gar nicht wenige haben mich wissen lassen, ihnen wären meine Kommentare eben doch persönlich wichtig. Und weil ich ja auch in den letzten Monaten immer wieder Interviews gegeben, publizistische Texte veröffentlicht und Vorträge gehalten habe, wäre es wohl schade, auf diese nicht auch hier aufmerksam zu machen – oder Aktuelles gleich auf meinem Blog zu behandeln, bevor solche Beiträge auch anderswo erscheinen. Also fange ich wieder an, auf meinem Blog sowie auf Facebook präsent zu sein.

Weiterhin erspare ich mir aber Twitter und ähnliches. Die politische Welt ist nun einmal nicht so simpel, wie sie ein glücklicherweise abgewählter US-Präsident einst mit seinen kurzen Sprüchen darstellte. Lieber handele ich mir da den Vorwurf ein, zu viele Worte zu machen. Sie könnten ja auch beim Leser zu differenzierten Einsichten führen, als man sie aus platten Twittereien gewinnt …

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