Wo bleibt die Antwort der Patzelt-Kritiker?
Da haben in der vorletzten Woche einige Studierende der TU Dresden sowie etliche Wissenschaftliche Mitarbeiter des TU-Instituts für Politikwissenschaft Anlass gesehen, mich in mancherlei Schriftsätzen und Interviews zu kritisieren und sich von mir zu distanzieren. Anscheinend machten sie sich Sorgen um das Ansehen unserer Universität und ihrer selbst.
Jedenfalls erfuhr aus vielerlei Medien (reichend von den Dresdner Neuesten Nachrichten und der Sächsischen Zeitung über Spiegel-Online bis hin zum Deutschlandfunk) ein Teil der Nation, dass es an unserem Institut „brodelt“, dass gar eine „außerordentliche Vorstandssitzung“ erforderlich würde, ja dass jene, die gleichsam wissenschaftsfähig und anständig wären, sich gezwungen sähen, nun abzurücken von einem „faktenfreien Pegida-Versteher“, von einem womöglichen Faschisten-Fan, von einem sowohl intellektuell als auch politisch beim Wahrnehmen von Pro- und Gegendemonstranten überforderten Rechtsausleger. Nun ja ….
Seit dem letzten Freitagabend oder Samstagmorgen wäre nun Zeit gewesen, sich wenigstens ansatzweise mit dem auseinanderzusetzen, was ich zu jedem einzelnen der vorgebrachten Kritikpunkte zu sagen hatte. Zur Kenntnis genommen haben meine Kritiker das Vorliegen meiner Erwiderung immerhin, was aus deren eigenen Webseiten wie dem „Theorieblog“ (http://www.theorieblog.de/index.php/tag/werner-patzelt/) hervorgeht.
Auf einer anderen Webseite namens „ScienceFiles. Kritische Wissenschaft – Critical Science“ wurden zumal die Wissenschaftler unter meinen Kritikern – auch durch persönliche Emails an alle Unterzeichner der „Mitarbeiter-Erklärung“ – obendrein aufgefordert, auf einige sehr präzise Fragen Antworten zu geben. Andernfalls würden sie in eine – mir bislang ganz unbekannte – Liste solcher Wissenschaftler aufgenommen, die sich im „Poor Cowards Cycle“ befänden, was wohl so viel heißen soll: die sich wie Feiglinge verhalten hätten (siehe http://sciencefiles.org/…/burgerliches-engagement-von-sci…/…).
Nun ist jemand, der sich der Öffentlichkeit stellt, schon auch selbst mitverantwortlich für das Bild, das er oder sie bietet. Da will ich also meinen Kritikern gar nichts raten. Sollen sie doch aus eigenem Antrieb zeigen oder eben auch nicht, ob sie neben dem Distanzieren auch das Diskutieren beherrschen.
Vielleicht könnten sie sich aber ein Beispiel nehmen an einem/r Studierenden, der bzw. die an einer der studentischen Aktionen beteiligt war. Er bzw. sie schrieb mir:
„[Ich war] an Ihren Antworten auf … [unsere] Kritik interessiert und dann auch einigermaßen erschrocken, als ich las, wie sie diese wahrgenommen haben. … Dennoch kann ich einige Punkte nicht unkommentiert lassen, da ich die Gefahr von auftretenden Missverständnissen und v.a. von verletzten persönlichen Gefühlen sehe, die ich gerne bannen würde, falls ich dies vermag. Ansonsten könnte es sein, dass sich aufgrund von eben genannten Problemquellen der Diskurs aufschaukelt und die von allen gewünschte sachliche Dimension verloren geht. …
[Es folgt eine inhaltliche Auseinandersetzung mit einigen meiner Argumente zur an mir geäußerten Kritik].
… Zusammenfassend will ich sagen, dass Ihre Reaktion … gezeigt hat, dass die Formulierung an einigen Stellen zu wünschen übrig lässt und dass sich so Missverständnisse ergeben können. … Meine Intention hinter dieser Mail ist nur, dass ich die Möglichkeit einer vorurteilsfreien und unvoreingenommenen Diskussion aufrechterhalten will.“
Ich habe auf diese Email sogleich geantwortet, zu allen angesprochenen Punkten meine Sichtweise dargelegt, sichtbar gewordene Brücken betreten und an sich anbietenden Stellen auch eigene Verständigungsvorschläge gemacht.
Kurz darauf erhielt ich folgende Email:
„Vielen Dank für die schnelle Antwort – sie hat mir zu denken gegeben. Wie schnell kann es doch passieren, dass man aus der Überzeugung, richtig zu liegen, mehr oder weniger gravierende Fehler begeht. Und dabei habe ich … eigentlich gedacht, die Thematik einigermaßen reflektiert zu betrachten. Ich möchte mich persönlich … für unbedachte, mitunter törichte Aussagen entschuldigen.“
Meine sofort erfolgende Antwort war:
„ … diese Antwort ehrt Sie. Zwischen uns ist alles in Ordnung. – Beste Grüße, Werner J. Patzelt“
Könnte diese Verhaltensweise jenes/r Studierenden nicht auch anderen als nachahmenswertes Vorbild dienen?
PS: Mancherlei Medien haben sofort aufgegriffen, was nach einem Skandal und akademischen Strafprozess aussah. Ob wohl irgendein Medium auch über die Fortsetzung des ganzen Vorgangs berichten wird?
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