Dresden, Bücherverbrennungen, und das Recherchiervermögen von Mely Kiyak

Dresden, Bücherverbrennungen, und das Recherchiervermögen von Mely Kiyak

Am 9. Mai hat Mely Kiyak in Zeit-Online eine Kolumne über die Bücherverbrennungen der Nazis im „politisch dementen Dresden“ veröffentlicht (https://www.zeit.de/kultur/2018-05/buecherverbrennungen-jahrestag-dresden-pegida-bewegung-kiyaks-deutschstunde?page=2#comments). Gut so.

Doch aus irgendeinem Grund musste sie einleitend mich erwähnen. Allerdings tat sie das nicht mit einem Verweis auf jene Rede, die ich selbst zum genau gleichen Thema im März 2015 bei der Dresdner Gedenkveranstaltung der SPD zu den Dresdner Bücherverbrennungen gehalten habe (siehe https://wjpatzelt.de/2015/03/10/buecherverbrennungen-und-ihre-lehren/).

Nein, die Dame hatte doch glatt den folgenden Absatz nötig:

„Als die Pegida-Bewegung in Dresden ihren Anfang nahm, wussten sächsische Medien und sächsische Universitäten keine rechte Antwort auf die Frage, weshalb eine beträchtliche Zahl des sächsischen Bürgertums dieser Ideologie, die eine Mischung aus Hass, Hass und Hass war, etwas abgewinnen konnte. Man rätselte, warum ausgerechnet in Dresden […] viele Sachsen derart auf die Barrikaden stiegen. Man erinnert sich an Werner Patzelt, der im Fernsehen oft als Professor an der TU Dresden vorgestellt wurde (man hätte ihn auch einen Arbeitsmigranten aus Bayern und CSU-Mitglied nennen können) und dort geduldig erklärte, dass Pegida die Konsequenz einer Repräsentationslücke sei, die Merkel und andere Linksextreme in der CDU hätten entstehen lassen. Das ergaben seine Studien an der TU.“

In ihrem Text insinuiert die Dame Kiyak anschließend, dass hinter dem Aufkommen von Pegida – ihrerseits Vorläufer des gut ein Jahr später folgenden Aufschwungs der AfD als rechtspopulistischer Partei – nicht die Sogkraft einer Repräsentationslücke gestanden habe, sondern eine seit Nazi-Zeiten im dementen Dresden fortwirkende Bücherverbrennungsgesinnung. Doch einem tumben, in alpenländischen Gefilden anscheinend arbeitslos gewordenen Bajuwaren wäre das über den geistigen Horizont gegangen. Der sei sogar zu blöd gewesen für wissenschaftliche Untersuchungen, welche die – im Folgenden von der Dame Kiyak zu offenbarende Wahrheit – doch hätten zutage fördern müssen.

Nun ja, seit die AfD – ihrerseits ebenso „Pegida als Partei“, wie Pegida die „AfD als Straßendemonstration“ ist – diese Repräsentationslücke durch ihren Einzug in so manches deutsche Parlament geschlossen hat, braucht man über die Richtigkeit meiner damaligen Analysen ohnehin nicht mehr zu streiten. Sie waren und sind nämlich ganz offensichtlich zutreffend. Und meine Pegida-Studien, publiziert in einem dicken Buch, sind denn auch inzwischen der – vermutlich noch lange – abschließende Wissenstand zu dem, was Pegida zwischen dem Herbst 2014 und dem Frühjahr 2016 gewesen ist. Vielleicht sagt das ja irgendwann jemand der Dame.

Unabhängig davon würde es sich aber wohl sehr lohnen, den Text von Frau Kiyak mit meinem Text zum gleichen Thema zu vergleichen – und sich dann zu fragen, wes Geistes Kind wohl wer von uns beiden ist.

Abschließend sei noch das Unvermögen jener Dame zum Recherchieren angemerkt, welch letzteres für Journalisten doch eigentlich zum Handwerk gehören sollte. Denn sich anscheinend auf nichts anders als das Hörensagen verlassend, verbreitet jene Dame, ich wäre Mitglied der – igitt, igitt!! – CSU. In Wirklichkeit war ich aber bis 1994 parteilos und trat dann, zwei Jahre nach meiner Berufung an die TU Dresden, der CDU bei. Und warum? Weil ich es nicht mehr vermochte, den Teilnehmern meiner vielen politischen Weiterbildungsveranstaltungen die Wichtigkeit von Parteien und die Notwendigkeit des Engagements tüchtiger Leute in Parteien glaubwürdig nahezubringen, solange ich auf Rückfragen, ob ich wohl selbst einer Partei angehörte, mich weiterhin winden musste und irgendwie herauszureden hatte.

Doch solche Motive scheinen außerhalb des Vorstellungsvermögens einer zwar meinungsstarken, doch faktenschwachen Kolumnistin zu liegen. Drücken wir ihr also die Daumen, dass sie es eines Tages vielleicht doch noch schafft, den Käfig blickverstellender Vorurteile zu verlassen …

 

Bildquelle: https://www.google.de/search?q=mely+kiyak&tbm=isch&source=lnt&tbs=isz:l&sa=X&ved=0ahUKEwjAhLPk5_naAhUMMewKHbEvCqMQpwUIHg&biw=1536&bih=735&dpr=1.25#imgrc=7n2BLw8aH6p-4M:

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