Vortrag und Diskussion über „Patriotismus in der Einwanderungsgesellschaft“

Vortrag und Diskussion über „Patriotismus in der Einwanderungsgesellschaft“

Wie viel Gespür für politische Entwicklungen jemand besitzt, oder wie es um seine Analysekraft bei der Diagnose von Problemen steht, erkennt man am besten im Nachhinein. Also dann, wenn jene Dinge eingetreten sind, über die zuvor besorgt, empört oder bedacht gestritten wurde.

Vor zehn Jahren, im Sommer 2015, gab es zwar schwer zu übersehende Vorboten einer großen Zuwanderungswelle an Geflüchteten von mannigfacher Motivation. Doch „Merkels Grenzöffnung“ vom frühen September 2015 lag noch außerhalb des politisch Denkbaren, desgleichen der seitdem nicht mehr versiegte Strom an selbstermächtigter Einwanderung in die EU sowie nach Deutschland. Hingegen hatten die Dresdner PEGIDA-Demonstrationen seit Monaten landesweites Aufsehen erregt und zum Urteil geführt, dort bewirkten Dummheit samt Rassismus eine islamophobe Gespensterseherei, die mit wirklichen Entwicklungen nichts zu tun habe.

Ich selbst hatte da schon seit Jahren in Vorträgen und Zeitungstexten für eine nachhaltig unserem Land nützende Zuwanderungspolitik samt umsichtiger Integration der Einwanderer in unsere Gesellschaft geworben. Verwiesen sei nur auf die folgenden Beiträge, allesamt leicht greifbar in meinem Buch „Neue Deutsche in einem alten Land. Über Zuwanderung, Integration und Beheimatung“ (Würzburg/Baden-Baden 2018: Ergon/Nomos):

  • „Den neuen Deutschen zum Willkommen“. Festrede anlässlich der Einbürgerungsfeier 2008 des Freistaats Sachsen“ (Juli 2008)
  • „Demographie und Demokratie“. Vortrag auf dem 3. Demographiekongress der Sächsischen Staatsregierung, Technische Universität Chemnitz, 10. Dezember 2010
  • „Die Bürger einbeziehen!“, Interview in: Freie Presse, Ausgabe Auer Zeitung, 16. Juni 2011
  • „Dresden braucht eine öffentliche Asyldebatte“, Interview in: Sächsische Zeitung, 14. November 2014, S. 9
  • „Islam, Muslime – und Deutschland“ (https://wjpatzelt.de/2015/04/15/islam-muslime-und-deutschland/)
  • „Wie umgehen mit dem Einwanderungsdruck?“, in: Leipziger Volkszeitung, 3. Juli 2015
  • „Die Sorgen der Leute ernstnehmen!“, in: Aus Politik und Zeitgeschichte, 65. Jahrgang, 40/2015, vom 28. September 2015, S. 17-21 (verfasst schon im Frühsommer 2015).

Das alles vor Augen, hatte ich bereits im Herbst 2014 gemeinsam mit Dr. Joachim Klose, dem Leiter des Bildungswerks Sachsen der Konrad Adenauer-Stiftung, das später übel skandalisierte Projekt eines „Instituts für gesellschaftlichen Zusammenhalt“ entwickelt (siehe mit weiteren Verweisen: https://wjpatzelt.de/2023/07/20/klose-patzelt-institut-fuer-gesellschaftlichen-zusammenhalt/).

Ziemlich genau vor zehn Jahren, nämlich am 27. Mai 2015, hatte man mich an die HTWK (Hochschule für Angewandte Wissenschaften) Leipzig zu einem Vortrag über „Patriotismus in der Einwanderungsgesellschaft“ eingeladen, den ich – samt der Diskussion mit meine Ausführungen ziemlich ablehnenden Publikum – hier als Videomitschnitt dokumentiere: https://www.youtube.com/watch?v=b-6yS9-8NFY . Ich erläuterte bei dieser Gelegenheit alles das, was sich in den o.a. Texten auch findet, und ich würde den Vortrag heute um keinen Deut anders halten als damals. Beim Anhören der Diskussion von damals fiel mir auf, dass sich auch meine damalige Analyse voll bestätigt hat, wie und warum der von mir von Anfang an als falsch bezeichnete Umgang mit PEGIDA den – von mir damals schon in Rechnung gestellten – Aufstieg des deutschen Rechtspopulismus fördern würde. Überhaupt gibt die Diskussion prägnante Aufschlüsse über deutsche Diskursbereitschaften und Diskurshürden. Und also lohnt es sich, Vortrag und Diskussion anzusehen. Tatsächlich ist nichts vom damals Besprochenen unwichtig geworden, sondern steht nun erst recht Mittelpunkt migrationspolitischer Debatten.    

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