Einheitsfeuerwerk oder Verbrechen?

Einheitsfeuerwerk oder Verbrechen?

Heute morgen machte die Meldung die Runde, es sei ein Bekennerschreiben zu den zwei Dresdner Bombenanschlägen vom späten Montagabend vor einer Moschee und am Kongresszentrum aufgetaucht. Zwar sei es von seinem Publikationsort, der Webseite von „Linksunten Indymedia“ (https://linksunten.indymedia.org/) kurz nach seiner Veröffentlichung entfernt worden. Zuvor aber hätten es die zuständigen Behörden gesichert. Derzeit überprüften sie dessen Echtheit.

Einer der Kommentatoren der online-Berichterstattung der ZEIT hat unter dem Namen „Kiretep“ einen Weblink angegeben, unter dem sich jener Text noch auffinden lässt (http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2016-09/dresden-anschlag-bekenner-schreiben; Zugriff gegen 9:45). Es handelt sich um den folgenden Link: https://webcache.googleusercontent.com/search?q=cache:7qnSe4EGlbsJ:https://linksunten.indymedia.org/de/node/191673+&cd=1&hl=de&ct=clnk&gl=at (Zugriff gegen 9:45).

Wer das dort befindliche Schreiben verfasst hat, ob es echt oder ein Fake ist, ob es authentisch die aus ihm herauszulesende Einstellung wiedergibt oder ob es von politischen Gegnern bloß unterschoben wurde, kann ich natürlich nicht sagen. Das zu prüfen, obliegt den zuständigen Behörden, kritischen Journalisten sowie zivilgesellschaftlichen Vereinigungen, die sich unserer politischen Kultur annehmen.

Mein bescheidener Beitrag zur entsprechenden Diskussion besteht fürs erste darin, dass ich einesteils jenes Schreiben und andernteils meine gestrige, in einem Thread auf meiner Facebook-Seite erfolgte Stellungnahme zu jenen Bombenanschlägen öffentlich mache.

Hier ist das sogenannte „Bekennerschreiben“, kopiert aus der o.a. Internetquelle:

Einheitsfeuerwerk vorverlegt – Solidarity without limits – Nationalismus ist keine Alternative

Verfasst von: Antifa Dresden. Verfasst am: 27.09.2016 – 16:24. Geschehen am: Montag, 26. September 2016. (unmoderiert)

Wir haben das Feuerwerk zum „Tag der Deutschen Einheit“ etwas vorverlegt und damit zum einen das ICC aber auch ein islamistisches „Gottes“haus beglückt. Wit protestieren damit zum einen gegen Standortnationalismus, Partypatriotismus und Nützlichkeitsrassismus, aber auch gegen eine frauen- und israelfeindliche faschistische und antisemitische Ideologie, die sich hinter einem angeblichen „Gott“ versteckt. Vor allem Dresden kann man sehen, wohin das dauernde Wegsehen führt. Regelmäßig marschieren hier Nazis und Rassisten zusammen mit Bullen durch die Stadt und unweit in Bauzen werden aktuell unschuldige Menschen, die hier nur Schutz suchen durch die Stadt gejagd und fast getötet und als ob das noch nicht reichen würde, werden die Opfer auch noch zu Tätern stilisiert. Doch die Rassisten sitzen auch in der Politik. Gauck, der zu den Feierlichkeiten kommen will, fordert beispielsweise eine Höchstgrenze für die Aufnahme von Refugees und will damit noch mehr Menschen sterben lassen. Doch nicht mit uns! Daher fordern wir weitere Aktionen, um den Alltagsrassismus und die Deutschtümelei zu stören. Seit kreativ! Solidarity without limits Nationalismus ist keine Alternative Antifa heisst Angriff! 3oct.net

Und hier ist meine kurze Stellungnahme von gestern (https://www.facebook.com/WJPatzelt/, mein erster Kommentar zu einer von Stefan Müller eröffneten Diskussion):

[…] Drittens sind die Dresdner Bombenanschläge (wie überhaupt alle Aktionen solcher Art) abscheuliche Verbrechen. Deren Täter und/oder Täterinnen gehören ermittelt, vor Gericht gestellt und bestraft.

Und jetzt warten wir ganz einfach ab, was uns die der – hoffentlich möglichen – Klärung des ganzen Vorgangs vorausgegangene und ihr dann folgende Diskussion über die politische Kultur unseres Landes lehren wird.

Nachtrag: Im Lauf des Tages konnte ich mich näher mit dem „Bekennerschreiben“ befassen und hatte es auch in etlichen Medien zu kommentieren. Meinen derzeitigen Stand der Einschätzung habe ich gegen Abend auf einem Facebook-Kommentar wie folgt zusammengefasst:

Ich halte das „Bekennerschreiben“ für ein Fake. Einesteils gibt es äußere Anzeichen: In Sachsen tätige Linksradikale dürften nach den Diskussionen um Bautzen wissen, wie man diese Stadt schreibt; Linke verzichten nur ungern aufs Gendern; eine summarisch mit „Antifa Dresden“ benamte Gruppe ist mir noch nicht untergekommen; dass Israelfeindlichkeit kritisiert wird, ist bei Linksradikalen sehr selten; und die Ausfälle gegen „Gott“ gehören auch nicht zum linken Standardtonfall. Andernteils – und vor allem – wäre es eine gigantische Eselei, wenn jetzt gerade Linke sich zu den Anschlägen bekennen wollten: Es läuft aus ihrer Sicht doch perfekt, wenn sich nun wieder sächsischer Rechtsextremismus zeigt; warum sollte man diesem wünschenswerten Eindruck entgegenwirken? Mein (Zwischen-) Fazit: Da hat sich jemand wichtig gemacht – oder hat ohne sonderliche Kompetenz eine falsche Spur gelegt.

 

Bildquelle: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/bild-1114290-1053605.html

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